Psyche und Studentenfutter

Oder: Macht Denken dick?

Es gibt viele spannende Studien, die über die Zusammenhänge von Emotionen, Psyche, Gehirnaktivität, die Steuerung von Hormonen sowie Stoffwechselprozesse gemacht wurden oder noch am Laufen sind. Vieles ist heutzutage ja tatsächlich messbar, so zum Beispiel gab es vor bereits einigen Jahren eine Studie darüber, ob konzentriertes Arbeiten, wie zum Beispiel Lernen einen vermehrten Bedarf an Kalorien nach sich zieht, insbesondere an Zucker­molekülen.

Unter der Leitung von Jean-Philippe Chaput wurden an der Université Laval in Quebec, Kanada, Studenten in 3 Gruppen unterteilt, die jeweils für 45 Minuten verschiede Aufgaben ausführen sollten. Gruppe 1 durfte einfach nur entspannt dasitzen, Gruppe 2 sollte einen Text lesen bzw. zusammenzufassen, und Gruppe 3 bekam einige Aufmerksamkeits- und Gedächtnistest am Computer zur Bearbeitung. Im Anschluss wurden alle Studenten dazu eingeladen je nach Gusto so viel zu essen, wie sie wollten.

Obwohl man vorher festgestellt hatte, dass die geistige Arbeit nur drei Kalorien mehr verbraucht im Vergleich zum entspannten Sitzen, kam man im Anschluss zu einem sehr überraschenden Ergebnis. Im Vergleich zu den „Couchpotatoes“ verputzte die Lese-Gruppe 203 Kalorien mehr, und die Computer-Gruppe sogar 253 Kalorien mehr.

Bluttests zeigten, dass der Zucker- und Insulinspiegel bei geistig anspruchsvollen Arbeiten wesentlich mehr schwankt als in einer Ruhephase, und der Körper die Zucker­speicher sehr schnell wieder auffüllen möchte. Da bekommt das „Studentenfutter“ nochmals eine ganz besondere Bedeutung. Für Jean-Philippe Chaput ist das jedenfalls eine Erklärung dafür, dass „übermäßiger Kalorienverbrauch nach geistiger Anstrengung einen Teil zur Übergewichts­epimedie beiträgt“.

 

An der Yale-Universität, USA führte die Wissenschaftlerin Alia Crum eine Studie durch, bei der das Wachtums- und Sättigungshormon Ghrelin im Fokus stand. Dieses Stoffwechselhormon, welches im Darm gebildet wird, steigt in Hungerphasen an, nach der Essenseinnahme sinkt der Spiegel ab – so dachte man.

In der Studie wurde Probanden ein vermeintlich kalorienarmer Vanille-Shake von gerademal 140 Kalorien mit Null Prozent Fett und Null Prozent Zucker offeriert, die Vergleichsgruppe erhielt denselben Shake, allerdings mit 620 Kalorien, offenbar also sehr fett- und zucker­haltig. In Wahrheit bekamen beide Gruppen exakt denselben Shake mit den genau gleichen Inhaltsstoffen als auch Kalorienzahl. Gemessen wurde der Ghrelin-Wert sowohl vor dem Drink als auch danach. Auch hier ein überraschendes Ergebnis: Obwohl beide Gruppen dasselbe Getränk bekamen, fiel der Ghrelin-Wert bei der Gruppe, die den vermeintlich hoch­kalorischen Vanille-Shake tranken etwa dreimal stärker ab.

Wir sehen also, wie beeinflussbar unser Gehirn tatsächlich ist und dementsprechend unsere Hormone steuert.

Ich empfehle dir also, geh nach deiner Schreibtischarbeit wenigstens für eine halbe Stunde an die frische Luft. Das hat einen positiven Effekt auf deinen Blutzuckerspiegel und damit auf deine Essensgelüste. Und wie die zweite Studie empfiehlt: Hände weg von Diät-Produkten! Achte natürlich auf den Zuckeranteil, aber Süßstoffe sind keine Alternative, im Gegenteil. Auf den Fettgehalt solltest du natürlich achten, aber Fett ist nicht gleich Fett.  Essentielle Fettsäuren aus guten Pflanzenölen und Fisch machen dich nicht nur lange satt, sondern halten auch deinen Körper fit.

https://www.nbcnews.com/health/health-news/food-thought-thinking-makes-us-pig-out-flna1c9459770

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21574706/